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Shogi in Japan Jahresrückblick 2013 (2)

Entwicklungen bei den Shogi-Damen

Während die professionellen (männlichen) Shogispieler „Pro-Kishi“ (プロ棋士) also „professionelle Shogispieler“ heißen, werden die Damen, die mit dem Shogispiel ihr Geld verdienen, „Joryu-Kishi“ (女流棋士, Damen-Shogispieler) genannt. „Die `Joryu-Kishi` sind keine echten Profis“ heißt es in Japan oft. Profi wird man(n), in dem man im Alter von 10 bis 14 Jahren als guter Amateurspieler mit dem 4. oder 5. Dan eine Aufnahmeprüfung im „Shōreikai“ (奨励会) absolviert, dort als 5- oder 6-Kyu-Spieler anfängt und sich nach und nach in mehreren Jahren bis zum 3. Dan hocharbeitet. Von den ca. 40 3-Dan-Spieler werden jährlich nur die zwei besten zum 4. Dan befördert und diese dürfen sich dann „Pro-Kishi“ nennen. Für die Damen bzw. Mädchen gibt es die Möglichkeit, im „Kenshukai“ (研修会) einer dem Shoreikai "vorgeschalteten" Nachwuchsschmiede voranzukommen, in der auch in verschiedenen Spielklassen gegeneinander gespielt wird. Mädchen und junge Frauen, die es dort in die Klasse C1 geschafft haben, bekommen gleichzeitig den Rang „Joryu- 3. Kyu“ verliehen und dürfen an offiziellen Damenturnieren teilnehmen.

Die Shogi-Damen haben ihre eigenen Turniere, nur einige Topspielerinnen werden zu einigen Qualifikationsspielen eingeladen, wie z.B. zum Ryuo- oder Oi-Turnieren und spielen dort gegen Männer. Die Damentitel sind nicht so hoch dotiert wie die Herrentitel, aber immerhin bekommt die Siegerin beim Mynavi-Open oder des Ricoh-Damen-Oza-Turniers 5 Millionen Yen (ca. 40.000 Euro) Preisgeld.

Bei den Damen größere Sensationen

Insgesamt gab es im Jahr 2013 bei den Damen größere Sensationen als bei den Herren. Das lässt sich am besten ablesen, ob Shogi-Nachrichten auch in „normalen“ Tageszeitungen veröffentlicht werden oder gar in den NHK-Nachrichten gesendet werden. Letztes Jahr waren z. B. der neue Titelrekord von Yoshiharu Habu und der Tod von Verbandspräsident Kunio Yonenaga eine solche Nachricht. Ebenfalls eine Schlagzeile wert war die Beförderung zum 1. Dan von Kana Satomi und der Sieg der polnischen Studentin Karolina Styczynska über eine Profi-Spielerin. Die beiden jungen Frauen waren auch diejenigen, die im Jahr 2013 wieder für Schlagzeilen sorgten.

Kana Satomi ist zur Zeit die absolute Spitzenspielerin bei den Damen. Bei den Damen gibt es sechs große Titel: Damen-Ōza, Jo-Ō, Damen-Meijin, Damen-Ōi, Damen-Ōsho und Kurashikitoka. Am Anfang des Jahres hatte Satomi bereits vier Titel inne: Meijin, Oi, Osho und Kurashikitoka. Die 21-jährige ist die zweite Spielerin nach Ichiyo Shimizu (44), die 4 Damentitel gleichzeitig inne hatte. Im Januar und Februar musste sie erst einmal den Meijin-Titel (offizieller Turnierblog) gegen Hatsumi Ueda verteidigen. Im April und Mai durfte sie als Herausforderin beim Mynavy-Open (offizieller Turnierblog) wieder gegen Hatsumi Ueda um den Titel der Jo-Ō (女王、Königin) spielen. Von den fünf Finalspielen wurden nur drei gespielt, denn Satomi gewann drei Spiele in Folge und sicherte sich damit den fünften Titel. Sie wurde die erste Spielerin, die fünf Titel gleichzeitig hat (offizieller Bericht).

Dies hielt allerdings nicht lange an, denn schon im Juni verlor sie im fünften Spiel ihren Oi-Titel (offizieller Turnierblog) an Tomomi Kai (30). Vielleicht lag es auch daran, dass Satomi sich mehr auf die Spiele im Shoreikai konzentriert hat. Satomi ist die beste der nur sechs Frauen und Mädchen, die bei der Nachwuchsorganisation für Shogi-Profis mitspielt. Am 29. Juli schaffte sie es als erste Frau zum 2. Dan im Shoreikai befördert zu werden (offizieller Bericht).

Im Oktober verlor Satomi bei den Osho-Spielen ihren Titel an die ein Jahr jüngere Manao Kagawa. Hierbei handelt es sich ein Damenturnier, das vom privaten Bezahlsender "Igo-Shogi-Channel" (Turnierseite des Senders) ausgerichtet wird. Die Bedenkzeit beträgt 25 Minuten und 40 Sekunden Byoyomi, damit die Spiele bequem in eine Fernsehsendung passen. Später im November verlor Satomi auch die Kurashiki-tōka-Spiele (offizieller Turnierblog) erneut gegen Tomomi Kai. Die Kurashiki-tōka (倉敷藤花, die „Kurashiki-Glyzinie“) werden im Andenken des größten Spielers des 20. Jahrhunderts Oyama größtenteils in seiner Heimatstadt Kurashiki ausgetragen. Nun hatte Satomi innerhalb von wenigen Monaten nur noch zwei Titel. Aber im September sicherte sie sich den Platz als Herausforderin für den Oza-Titel. Es war das erste Mal, dass sie an den Finalspielen (offizieller Turnierblog) für das höchst dotierte Damenturnier antreten sollte. Im Dezember gewann sie 3:1 gegen die 18-jährige Titelverteidigerin Momoko Kato und hat nun wieder drei Titel. Satomi ist damit die einzige Spielerin, die alle Titel mindestens einmal gewonnen hat.

Dies bildete jedoch nicht den krönenden Abschluss ihres Jahres, denn am 23. Dezember wurde sie nur nach einem halben Jahr und mit 12 Siegen und drei Verlusten zum 3. Dan befördert (offizieller Bericht). Sie steht einen Schritt davor, die erste weibliche „Pro-Kishi“ zu werden.

Gibt es in naher Zukunft nicht-japanische Shogi-Spieler?

Eine zweite Frau sorgte ebenfalls mehrmals für Schlagzeilen in den japanischen Tageszeitungen: Die polnische Meisterin Karolina Styczynska. Wie im letzten Jahr wurde sie zu den Qualifikationsspielen zum Damen-Oza-Turnier eingeladen und abermals gewann sie gegen eine professionelle Shogispielerin. Da es sich aber um ein KO-Turnier handelt, kam sie nicht über die 2. Runde hinaus (offizieller Turnierblog). Dennoch hat sie gezeigt, dass sie durchaus mit den japanischen Shogi-Damen mithalten kann.

Ende Juni schaffte sie die Aufnahmeprüfung in den „Kenshukai“ (siehe oben) und wurde in die Spielklasse C2 eingestuft. Nach Beendigung ihres Informatikstudiums in Warschau wohnt sie nun seit Oktober in Japan. An der Yamanashi Gakuin Universität in Kofu (ca. 120 km westlich von Tokyo) lernt sie die japanische Sprache und nimmt regelmäßig in Tokyo bei den Treffen des Kenshukai teil, um ihren Traum zu versuchen, die erste ausländische (Damen-) Shogi-Spielerin zu werden. Zum Frühjahr 2014 plant sie, sich an der wirtschaftlichen Fakultät der Yamanashi-Gakuin-Universität einzuschreiben (offizieller Bericht). Sie hat aber noch einen harten Weg vor sich. Wir wünschen ihr alles Gute!

(Foto: M. Iijima-Rövekamp)